Medellin, grüne Stadt mit Vergangenheit und Zukunft

Selten hat uns ein Ort, eine Stadt, vom ersten Moment an so für sich eingenommen. Der erste Eindruck von Medellin ist die unglaubliche Lage dieser Stadt. Vom Flughafen kommend fährt man mit dem Taxi durch einen 8 km langen Tunnel, die Ausblicke ins Tal, die sich danach bei freier Sicht nach jeder Kurve bieten, sind einfach nur beeindruckend. Dann taucht man ein in die Stadt, die sich in einem lang gestreckten Tal zu beiden Seiten an den Berghängen bis fast 2000 m Höhe hoch zieht. Alle Straßen führen zunächst steil abwärts. Wohnviertel mit niedrigen, ineinander verschachtelten Häusern wechseln sich ab mit schmalen Hochhäusern, die gleichfalls an den zum Teil steilen Hängen stehen. Das Häusermeer reicht bis zum Horizont und man weiß, es geht sicher noch weit darüber hinaus.  Trotzdem wirkt alles ungemein harmonisch. Erst auf dem zweiten Blick erklärt sich, warum das so ist. Fast alle Gebäude, egal ob Hütte oder Hochhaus, haben zum größten Teil unverputzte Backsteinfassaden, die Bebauung wirkt somit homogen. Wohnviertel und öffentliche Plätze sind von dichtem Grün durchzogen, Straßen und Fußwege sind schattig und zumindest in den besseren Vierteln von Rabatten gesäumt.

Unser Hotel lag in Poblado, einem gutbürgerlichen Stadtteil, in dem wir uns sofort wohl gefühlt haben. Wie uns später unser einheimischer Fahrer erklärt hat, sind die Siedlungsgebiete der Stadt in fünf Stufen klassifiziert, Poblado gehört zur Klasse eins und es gibt hier wirklich nichts, was unter dem Niveau einer beliebigen westlichen Großstadt liegt, im Gegenteil. 
Für uns war es sehr interessant zu erleben, wie  ist diese Metropole geschafft hat, ihre jüngste Vergangenheit als Drogenhauptstadt und einer der gefährlichsten Orte der Welt nicht einfach wegzuwischen, sondern ins Bewusstsein der Stadt zu integrieren. Von der restlichen Welt fast unbemerkt, wurde hier in den letzten zwei Jahrzehnten ein gewaltiger Entwicklungsschritt vollzogen. Den Einwohnern und sicher auch den politisch Verantwortlichen war wohl bewusst, dass Energiesicherheit , moderne Infrastruktur und breite Bildung die Voraussetzung für den Sprung in die Moderne darstellen. Unweit der Stadt wurde ein ausgedehntes StauWassersystem geschaffen, um die Energiefrage zu lösen. Tunnel, Metro und Seilbahnen an den Hängen stellen inzwischen eine modernere Infrastruktur dar, als zum Beispiel in der Hauptstadt Bogota (worauf die Einwohner unüberhörbar sehr stolz sind!)

Um die Vergangenheit die Stadt zu verstehen, haben wir am ersten Tag eine private Pablo-Escobar-Tour unternommen. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf diesen ganzen Themenkomplex eingehen, weil dafür einfach der Platz im Blog nicht reicht. Bei Interesse lässt sich unendlich viel dazu ergoogeln. Besonders beeindruckt hat uns der Besuch eines der Häuser von Escobar mit vielen Originalelementen aus seinem Leben. Zu unserer großen Überraschung trafen wir dort auf dessen Bruder Roberto Escobar. Wir waren dann auch am Grab Pablos und haben den völlig unspektakulären Ort, an dem er letztlich erschossen wurde gesehen. Nicht allzu ferne Geschichte so hautnah zu erleben, war ein echtes Erlebnis, dass uns nachhaltig beschäftigt hat.

Fahndungsplakat aus den 90-er Jahren

Am nächsten Tag sind wir ins Umland gefahren, nach Guatape, worüber ich im nächsten Artikel berichte.

Abends und am darauf folgenden Tag haben wir uns in der Stadt umgesehen, sind mit der Metro und zwei Seilbahnen gefahren und waren beeindruckt, wie effizient und günstig der Nahverkehr hier geregelt ist. Der letzte Abschnitt der Seilbahnfahrt führte über ausgedehnte Wälder zu einem Naherholungsgebiet, dem Park Arvi. Da Wochenende war, haben wir überwiegend einheimische Familien getroffen. Überall war quirliges Leben, die Menschen waren heiter und uns gegenüber ausnahmslos freundlich.

Blick über scheinbar endlos bebaute Hügel und Hänge.
Leben in der Vertikalen
Das Leben spielt sich auf der Straße ab.
Typischer Blick über Teile des Stadtgebiets.

Das Stadtzentrum mit der Plaza Botero und den berühmten Skulpturen von Fernando Botero haben wir uns bis zum Schluss aufgehoben.  Ja, und leider war dies auch die einzige Enttäuschung, die wir in der Stadt erlebten. Das gesamte Zentrum war schmutzig, laut und von unzähligen, außerordentlich aufdringlichen Straßenhändlern bevölkert. Da wir auch der Kunst von Botero nicht wirklich etwas abgewinnen können, haben wir uns dort nicht einmal eine Stunde aufgehalten, gab es doch so viel schönere Plätze in dieser Stadt, um den letzten Abend zu verbringen.

Adrian legt Hand an – nach Auskunft eines Freundes bringt das Glück und wer braucht das nicht.

Zum Abschluss unser ganz privates Highlight in Medellin – das wunderbare Obst. Die größte Vielfalt, die wir bisher gesehen haben, alles reif und einfach nur unglaublich lecker.

Hier Erdbeeren, mitten im Naturpark.

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